Baustellen

Was verbinden Sie mit Baustellen? Lärm, Dreck und nervige Umleitungen oder Kreativität, Teamarbeit und neuen (Lebens-)Raum? Sie merken schon, es kommt auf die Perspektive an. Denn in der Regel gibt es immer mindestens zwei Möglichkeiten, Dinge, Menschen und Umstände zu bewerten. Für mich sind Baustellen Sinnbild unserer Gesellschaft. So wie jedes Gewerk, macht jeder Mensch in der Gesellschaft einen Unterschied. Jedes Tun oder Nichttun wirkt sich auf den Gesamtprozess aus. Es braucht Aktion, damit etwas Neues entstehen kann. Ich möchte Sie einladen, mit mir gemeinsam konstruktiv, wertschätzend und neugierig dieses Neue zu entdecken. Und damit kennen Sie meine Grundhaltung. Wenn Sie mehr über mich und meine Arbeit erfahren möchten, schauen Sie sich auf meiner Seite um.

Viel Spaß dabei!

Gedanken über die Welt

Grenzerfahrzungen – der begrenzte Mensch

Grenzen haben einen schlechten Ruf. Dabei sind sie bei genauerer Betrachtung faszinierende Gebilde. Sie schützen und sperren ein zugleich. Sie gewähren Überblick und verschließen den Weitblick. Sie sichern Überleben und sie töten. Sie sind hilfreich und hinderlich. Grenzen sind ambivalent. So wie der Mensch.

Wir Menschen brauchen Grenzen, um uns sicher und gut gebunden zu fühlen, und gleichzeitig können wir uns nur entfalten, wenn wir sie überwinden. Wir müssen unsere eigenen Grenzen kennen und schützen, um uns als wirklich selbstwirksam zu erleben. In einer Welt, in der es keine Grenzen zu geben scheint (wir können jeden Winkel der Erde bereisen; lehren unsere Kindern, dass sie alles sein und werden können, wenn sie nur wollen; können alles kaufen, wenn wir das nötige Geld dafür haben), brauchen wir Grenzen, um den Überblick nicht zu verlieren. Grenzen geben uns Struktur.

Der ambivalente Mensch hat ein ambivalentes Verhältnis zur Grenze. Er kämpft darum, Grenzen abzubauen, zumindest sie durchlässiger zu machen. Und sucht sich gleichzeitig neue Formen der Abgrenzung.

  • So gründet er 1951 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, um Europa wirtschaftlich zusammenwachsen zu lassen. Und vollzieht rund 70 Jahre später den Brexit.
  • Er formuliert 1951 die Genfer Flüchtlingskonvention, in der er „Flüchtlinge“ als „Personen definiert, die auf der Suche nach Schutz eine internationale Grenze überquert haben“. Dadurch trägt er bis heute zum Schutz von über 50 Millionen Menschen in den verschiedensten Situationen bei. Gleichzeitig lässt er Menschen auf der Flucht nicht über seine Grenze und überlässt sie ihrem eigenen Schicksal.
  • Der Mensch baut 1961 eine Mauer, weil zwei politische Ideen miteinander konkurrieren. So prägen, durch eine schmale Grenze getrennt, zwei politische Systeme das Leben des Menschen.
  • Rund 30 Jahre später reißt der Mensch die physische Mauer wieder ein, in den Köpfen existiert sie weiterhin. Der Mensch predigt über Grenzen hinweg die gleiche Religion. Gleichzeitig grenzt er sich in seinem Glauben von andere ab. 2001 resultiert daraus ein terroristischer Akt, der die Welt erschüttert. Es verschieben sich die Grenzen der Toleranz.

2021 jähren sich vier zentrale politische Grenz-Ereignisse. Grund genug, sich mit den Grenzen in unseren Köpfen zu beschäftigen.

Leben zwischen Schreibtisch und Windeleimer

geschrieben im April 2013

Der Wecker steht auf 6.10 Uhr. Um diese Uhrzeit ist jede Minute heilig. Aber seitdem Karla da ist, brauchen wir eigentlich keinen Wecker mehr. Ich glaube, Kinder haben so eine innere Uhr, die ziemlich zuverlässig immer eine halbe Stunde vorgeht – wenn es um den Nachtschlaf ihrer Eltern geht. Wunderschönen guten Morgen! Ich bin Anna Hoff. 31 Jahre alt. Diplom-Politikwissenschaftlerin. Seit viereinhalb Jahren ehemalige Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung. Seit drei Jahren in der Stabsstelle Kommunikation der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb tätig und seit sechzehn Monaten Mama von Karla Lotta Heling. Zeit für einen Kaffee.
Inzwischen ist es 6.30 Uhr. Die Kaffeemaschine läuft. Karla ist gewickelt, gewaschen und gut drauf – Halleluja! Ich packe Wechselbodys, Windeln, Feuchttücher und Schnuller in einen Stoffbeutel. „Hast du schon die 3,50 Euro Imbissgeld für März in der Kita bezahlt?“ „Mach ich heute Nachmittag! Ach nein, du bist dran mit Abholen, ich bin heute Abend in Düsseldorf – FES-Moderation!“ Es ist 7.00 Uhr. Bis ich das Haus verlasse um 7.30 Uhr habe ich mich angezogen, meine Moderationskarten gesucht und gefunden, mein wie immer akkuleeres Handy samt Ladegerät in der Tasche verstaut und mein Käsebrot-to-go eingepackt. Ich schwinge mich aufs Fahrrad.
Ich komme gegen 8.00 Uhr im Büro an und beantworte zuerst ein paar Emails: Thomas Krüger, der Präsident der bpb, ist angefragt für ein Interview mit der Deutschen Welle zum Thema „Wie kann man junge Menschen für Politik begeistern?“. Ich schreibe eine Pressemitteilung und telefoniere mit einem Kooperationspartner für eine Veranstaltung, um Abläufe, Grußworte,Pressemappeninhalte, Technik und Catering zu klären.Es folgt der ganz normale Pressestellen-Alltags-Wahnsinn: Logo-Abnahmen, Telefonanfragen, Emails, Facebook, Intranet. Zwischendurch streite ich mich mit einem Kollegen, warum wir in Pressemitteilungen nicht gendern. Das ist ein Hobby von mir. Mittagspause!
Um kurz nach 12.00 Uhr hole ich mir ein Mozzarella -Tomaten-Baguette beim Bistro nebenan und setze mich wieder an den Computer. Eine Freundin möchte ein Praktikum in Indien machen und ich habe versprochen zu helfen. Ich bin aktiv bei FEMNET e.V. (www.femnet-ev.de), ein Verein, der sich für die sozialen Rechte von Näherinnen weltweit einsetzt. Wir haben Kooperationspartnerinnen in Bangalore, Indien. In dieser Mittagspause schreibe ich noch eine zweite Email: an mein kollegiales Beratungsteam. Ich mache derzeit eine zweijährige berufsbegleitende Fortbildung zur Systemischen Beraterin und wir treffen uns regelmäßig, um uns auszutauschen. Wann treffen wir uns das nächste Mal?
Nach der Mittagspause lese ich eine Rede, ergänze hier, streiche dort. Auf zum nächsten Meeting.
Um 15.00 Uhr renne ich zum Zug. Normalerweise hole ich um diese Uhrzeit Karla aus der Kita ab. Heute fahre ich nach Düsseldorf. Die FES-Studienförderung hat ein Ehemaligentreffen mit der Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Svenja Schulze, organisiert. Ich moderiere das Gespräch. Im Zug lese ich noch ein paar Reden und biografische Auszüge der Ministerin und studiere meine Moderationskarten.
Es ist fast Mitternacht als ich nach Hause komme. Karla und ihr Papa schlafen. Ich packe noch meinen Koffer. Morgen geht es nach der Arbeit nach Berlin – zur Sitzung des Ehemaligen-Beirats der FES. Aber nur bis Samstagnachmittag. Sonntag schlafen wir aus und stellen keinen Wecker. Hoffentlich denkt Karla daran, dass Wochenende ist.

Vor über eineinhalb Jahren…

Ich mache mir gerne so meine Gedanken über das Leben im Allgemeinen und Besonderen. Noch lieber schreibe ich darüber. Schreiben hat so eine reinigende Wirkung. Man ärgert sich weniger, hat den Kopf frei für anderen Quatsch und schläft ruhiger.

Diesen ersten Blog-Beitrag habe ich vor rund eineinhalb Jahren geschrieben. Damals wie heute war und ist das mit dem Schlafen so eine Sache. Denn damals war ich seit genau sieben Wochen und zwei Tagen die Mutter von Karla. Genau genommen heißt sie Karla Lotta. Und mit Nachnamen heißt sie Heling, wie ihr Papa. Der will mir seit unserer Hochzeit für genau 21 Euro Verwaltungsgebühr einen neuen Nachnamen kaufen, nämlich Heling und den gegen meinen aktuellen Namen, nämlich Hoff, eintauschen. Aber das will ich nicht. Und eigentlich meint er das auch nicht wirklich ernst. Über diese ganze Nachnamen-Geschichte, Emanzipation und Feminismus in der Ehe, Kinderkriegen, schwanger sein und warum es nirgends schöne Beileidskarten zu kaufen gibt, sollte es mal auf diesen Seiten gehen.

Inzwischen ist Karla ein Jahr und acht Monate alt und das Kinder-kriegen-Thema nicht mehr eine ganz so große Sache. Das Kinder haben schon eher, die Sache mit dem Schlafen auch und das Kinder-haben-und-arbeiten prägt mein Dasein von morgens bis abends. Das ist auch ein Grund, warum das mit dem Blog und einer Seite im Netz über mich so lange gedauert hat. Es bleibt wenig Zeit nachdem man das Kind in die Kita gebracht, vormittags Arbeits-, abends private Emails beantwortet, zwischendurch drei Sätze mit seinem Partner gewechselt, hin und wieder seinem Hobby gefrönt, das obligatorische Wochentelefonat mit seiner Mutter geführt und den Großeinkauf hinter sich gebracht hat.

Heute Nacht werde ich endlich mal ruhiger mein Kind vom Elternbett ins Kinderbett zurücktragen. Wenn ich auch nicht schlafen kann. Ich habe endlich diesen ersten Blog-Eintrag veröffentlicht. Nach über eineinhalb Jahren.